Montag, 22. Februar 2021

Zehn Orang-Utans im indonesischen Regenwald ausgewildert

Jakarta (dpa) - Ein Jahr herrschte auch im indonesischen Regenwald Corona-bedingte Zwangspause - jetzt konnten zehn Orang-Utans endlich in die lang ersehnte Freiheit entlassen werden.

Tierschutz - Per Heli in den Regenwald: Zehn Orang-Utans ausgewildert. Orang-Utan-Männchen Strada verlässt seine Box.

Orang-Utan-Männchen Strada verlässt seine Box. Foto: -/BOS Foundation /dpa. (Quelle: dpa)

Um die Auswilderungsgebiete möglichst schnell und ohne weitere Ansteckungsgefahr für die Menschenaffen zu erreichen, wurden sie von der BOS Foundation (Borneo Orangutan Survival) per Helikopter in den Dschungel von Zentral- und Ostkalimantan auf Borneo geflogen. Mit an langen Leinen befestigten Boxen wurden die Primaten sicher in die entlegenen Auswilderungswälder transportiert.

Das Abenteuer Freiheit begann für die sieben Männchen und drei Weibchen, darunter ein Mutter-Kind-Paar, am 16. Februar. Die neuen "Wilden" sind zwischen 4 und 28 Jahre alt. Zu ihnen gehört Bali, der 2003 im Alter von nur vier Monaten von einer Plantage gerettet wurde. Unter der Haut des Winzlings steckten zwei Luftgewehrkugeln, ein Bein war gebrochen. Nach intensiver Pflege kam Bali später in die BOS-Waldschule und absolvierte diese mit Bravour. Jetzt, mit 18 Jahren, hat er alle Fähigkeiten, um in der Wildnis zu überleben.

Durch den Einsatz eines Hubschraubers wurde vermieden, Dörfer und Siedlungen zu durchqueren, um das Risiko einer Gefährdung der Tiere inmitten der Virus-Krise so gering wie möglich zu halten. Denn: Es ist immer noch nicht klar, ob sich Orang-Utans mit Sars-CoV-2 infizieren können. Bisher ist kein Fall bekannt geworden, aber das Risiko besteht.

Deshalb hatte die BOS Foundation schon im März 2020 ihre Rettungszentren abgeriegelt und erhöhte Sicherheitsstandards inklusive Schutzkleidung und Tests für die Mitarbeiter eingeführt. Außerdem wurden zusammen mit Medizinern, Biologen, Behörden und Experten Hygieneprotokolle angepasst, um Orang-Utans wieder sicher in die Freiheit entlassen zu können. "Auch die nun ausgewilderten Orang-Utans wurden getestet, um sicherzugehen, dass sie frei vom Sars-CoV-2-Virus sind, ehe sie ihr Leben in unseren geschützten Wäldern beginnen", sagte BOS-Geschäftsführer Jamartin Sihite.

"Damit unsere Orang-Utans, die in ihrem Leben schon viel Leid erfahren haben, nicht länger als nötig auf ihre Auswilderung warten mussten, haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt", betonte auch Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland und freute sich: "Noch vor uns Menschen dürfen die Orang-Utans aus dem erzwungenen Lockdown in die Freiheit ziehen."

 

Dienstag, 9. Februar 2021

Tiere in Corona-Zeit gefragt: Tierschützer mahnen

Rathenow/Falkensee/Cottbus. Viele Tierheime in Brandenburg haben seit der Corona-Pandemie gut zu tun: Es gibt viele Interessenten für ihre Bewohner, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab. "Generell ist uns aufgefallen, dass in der letzten Zeit die Nachfrage nach einem Haustier hoch ist", so Vivien Moedebeck, zweite Vorsitzende vom Tierheim Falkensee. 

Jeder, der ein Tier von dem Heim im Kreis Havelland adoptieren möchte, müsse zunächst einen Termin vor Ort ausmachen, an dem sich Interessent und Tier kennenlernten. Hunde kämen dann zunächst für eine Probewoche in ihr neues Zuhause, wie Moedebeck erklärte. Dort könnten sich Vierbeiner und Herrchen und oder Frauchen dann beschnuppern.

Dass das Interesse an Tieren während der Pandemie gestiegen sei, höre Rico Lange, Vorsitzender des Tierschutzverbandes Brandenburg, von vielen Heimen, wenn auch regional sehr unterschiedlich. Lange, der seit mehr als zehn Jahren im Tierschutz arbeitet, sieht die Gefahr, dass viele Tiere nach der Pandemie wieder im Heim landen könnten. "Vielleicht stellen einige nach der Zeit im Homeoffice fest: ups! Die Gassirunde passt plötzlich nicht mehr. Oder die Katze ist jetzt so viele Stunden alleine." Er rät: "Einfach einmal gründlich Gedanken machen und gut durchspielen, wie es wäre, ein Haustier zu Hause zu haben - mit und ohne Pandemie".

Ob viele Tiere nach der Pandemie wieder in ihrem Heim landen werden, mag Moedebeck vom Tierheim Falkensee nicht zu prognostizieren. Auch mit Kennenlern-Prozedere kämen Tiere wieder zurück ins Heim. Bislang sei die Zahl aber gering. Lebensumstände könnten sich immer ändern, ob mit oder ohne Pandemie, sagt Moedebeck. Zu den üblichen Fragen nach der finanziellen Situation und Zeit, fragten die Mitarbeitenden die potenziellen neuen Tierbesitzer nun beispielsweise auch danach, ob alle Familienmitglieder mit dem neuen Mitbewohner einverstanden sind und gegebenenfalls einspringen, wenn die Zeit im Homeoffice vorbei ist oder das Reisen wieder startet.

Ins Tierheim Cottbus kämen derzeit zwei bis drei Mal täglich Interessenten, berichtete eine Mitarbeiterin, die die Heimkatzen betreut. "Der Terminkalender ist voll." Man spüre einen Anstieg. Im Tierheim Rathenow wurden seit der Pandemie mehr Katzen und Hunde vermittelt, so Martina Weber vom Vorstand. Bei eingehenden und intensiven Gesprächen mit den Interessenten sei auch darüber gesprochen worden, ob sich diese gründlich überlegt hätten, wie die Situation nach Corona und Homeoffice sei. "Ist dann noch genau so viel Zeit für das Tier wie jetzt?", das sollte man sich vor der Anschaffung genau überlegen.

Sorge macht Tierschützer Lange derzeit die Situation der Heime. Auch wenn viele Tiere vermittelt werden, es seien immer noch genug Bewohner zu versorgen. Wegen ausgefallener Veranstaltungen fehlten vielen Heimen die Spenden. Viele Menschen seien auch vorsichtiger, weil sie in der Pandemie gerade vielleicht selbst Zukunftsängste hätten, vermutet Lange. Die Heime sind aber auf Spenden angewiesen, denn die Tiere brauchen Futter. Die Heime hofften darauf, bald wieder Feste veranstalten und viele Besucher empfangen zu können.

© dpa-infocom, dpa:210207-99-334570/2